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Die Fotografie und ich.

  • Autorenbild: Corina Zahner
    Corina Zahner
  • 24. März
  • 4 Min. Lesezeit

Nun sind sie also da, meine allerersten Zeilen in diesem Blog! Ich habe ihn liebevoll "Weil geschriebene Worte meine Sprache sind" genannt - all jene die mich kennen, wissen genau, wie schwer es mir in Gesprächen fällt, die richtigen Worte zu finden. Wenn ich jedoch meine Gedanken niederschreiben kann, passiert genau das Gegenteil - meine Finger schweben über der Tastatur und es entstehen tiefgründige, ehrliche und ausführliche Texte.


Mein Ziel ist es alle paar Monate einen Beitrag zu verfassen, in dem ich Erlebtes, vergangene Shootings und persönliche Gedanken oder Geschichten offen mit euch teile. Falls ihr euch zu einem bestimmten Thema einen Beitrag wünscht – ich bin immer offen für neue Ideen – meldet euch hierfür gerne via Instagram oder Kontaktformular.

 

Let’s go!

 

In diesem Beitrag habe ich mich intensiv mit der Frage «Was bedeutet die Fotografie für mich?» auseinandergesetzt. Was denkst du: Mache ich es des Geldes wegen? Ist es einfach eine Aktivität, damit es mir nicht zu langweilig wird - weil heutzutage ja jeder mindestens eine Freizeitbeschäftigtung benötigt? Ist es ein Hobby, mit welchem ich glücklicherweise noch den einen oder anderen Franken nebenbei verdienen kann? Oder steckt doch mehr dahinter?


Bereits während meiner Weiterbildung im Bereich Fotografie habe ich mich immer wieder mit diesem Thema beschäftigt und mich inspirieren lassen. Durch tiefe Einblicke in die Welt der Lichtbilder und deren Künstler wurde mir immer mehr und mehr bewusst, was Fotografieren bedeuten kann. Fotografie ist eine Art der Kunst, welche schon seit Jahrhunderten ausgeführt wird. Der Begriff «Fotografie» stammt aus dem Griechischen und bedeutet wortwörtlich «Mit Licht eingeritzt/einritzen». Diese Bedeutung finde ich wunderschön und in meinen Ohren klingt es sogar ein bisschen magisch.


Wenn ich all die Kunstwerke von Fotografen anschauen, spüre ich etwas ganz Besonderes, etwas Ungreifbares. Sie fangen Gesichter und Geschichten ein - meist ohne sein/ihr eigenes Aussehen zu zeigen. Meines Erachtens verstecken sich die meisten Fotografen gerne hinter ihren Bildern. Sie möchten mit ihren Fotos etwas bewirken und den Betrachter das fühlen lassen, was er/sie gefühlt hat während dieser Aufnahme. Es geht ihm/ihr darum, dass seine/ihre Fotos Menschen berühren können, und nicht darum, sich selbst zu zeigen. Was zählt sind Momente, Seelen und Empfindungen.

 

Genau das fasziniert mich an dieser Materie. Es geht um Geschichten. Es geht um Gefühle. Es geht um Wahrhaftigkeit und im gleichen Zug um eigenständige Märchen.

 

Die Fotografie hat mir schon immer sehr viel bedeutet. Sie ist der perfekte Ausgleich zu meinem Bürojob und dank ihr kann ich meiner Kreativität Raum geben. Doch was sie mir wirklich aus tiefstem Herzen bedeutet, war mir - rückblickend betrachtet - nicht bewusst.


Den wirklich wahren, persönlichen Wert der Fotografie habe ich nach meiner Diagnose Multiple Sklerose im Herbst 2023 erfahren. Ich bin aufgrund einer Sehnerventzündung von einem auf den anderen Tag auf einem Auge erblindet. Natürlich war die Diagnose an sich schon ein Schock. Aber dass die MS mir genau den Sinn geraubt hat, welchen ich für meine Passion benötige, traf mich richtig hart, und ich verstand es anfangs auch nicht, was sie mir sagen möchte. (Ich will gar nicht näher auf diese Geschichte eingehen, da ich hierfür gleich einen eigenen Blogbeitrag erstellen könnte - aber den Weg der Aktzeptanz wurde durch die MS Schweiz Gesellschaft in einem wunderschönen Interview zusammengetragen.)

 

Ich traute mich aufgrund dessen lange nicht mehr, die Kamera vor die Nase zu halten, da ich mich lange von meiner Angst leiten lies und eine Zeit lang dunkelgraue Wolken in mir trug. Was ist, wenn ich das Schöne nicht mehr erkenne? Was ist, wenn ich nie mehr fotografieren kann? Was ist, wenn …? Tausend Fragen und keine Antworten. Doch irgendwann siegte die Neugier, das Bedürfnis und auch die Hoffnung, meine Leidenschaft wieder auszuüben. Und ich wurde nach einigen Versuchen belohnt – ich konnte es noch. Widererwarten schränkte mich das fehlende Augenlicht nicht ein - nein, mir wurde noch mehr bewusst, wie dankbar wir für die noch so kleinen Dinge sein können. Die Fotografie hat mir die Freude zurückgebracht, die ich durch die Diagnose eine Zeit lang verloren hatte. Sie hat mir Mut gegeben, immer weiterzumachen. Sie war da, wenn ich alleine zu Hause sass und über mein Schicksal nachdachte. Sie erlaubte es mir, die Welt immer noch als etwas Wunderschönes zu sehen. Sie gab mir die kostbarsten Momente, wenn ich verliebte Paare, wunderschöne Seelen, klitzekleine Wunder oder zauberhaftes Wirken fotografisch begleiten durfte. Sie schenkte mir Hoffnung, dass doch alles seinen Sinn im Leben hat. Ich weiss nicht, wie es mir heute gehen würde, wenn ich die Fotografie während dieser Zeit nicht gehabt hätte.

 

Und ja – die Multiple Sklerose hat mir mein Augenlicht auf dem einen Auge genommen und ja, manchmal ist es eine Herausforderung damit zu leben. Aber weisst du was? Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich jetzt erst wirklich verstanden habe, worauf es im Leben ankommt & was die Fotografie wirklich bedeutet: Für mich bedeutet sie unendlichen Mut, bedingungslose Hoffnung, pure Freude und absolute Dankbarkeit.


Fotografieren erlaubt es mir immer wieder zu träumen und in eine ganz andere Welt einzutauchen. Sie erlaubt es mir, dass ich für eine kurze Zeit in einem Märchen verweilen darf. Und natürlich lässt sie mich all die Sorgen, Ängste und Schmerzen für einen Moment vergessen.


Wie du siehst, ist Fotografieren für mich persönlich so viel mehr als nur einen Knopf zu drücken oder nebenbei Geld zu verdienen. Fotos schiessen kann jeder – ja, dieser Meinung schliesse ich mich gerne an. Ich möchte aber etwas zeigen, das Menschen mitfühlen lässt. Das Betrachter zum Träumen einlädt. Das im Idealfall sogar für Gänsehautmomente sorgt. Das zum Denken anregt. Ich muss und will keine perfekten Fotos schiessen – solange ich Menschen berühren kann, habe ich mein Ziel erreicht. Ich möchte die Freude und Liebe spüren und in die Welt hinaus tragen. Mehr braucht es nicht.

 

Ich weiss, mein Weg ist noch lange nicht zu Ende & ich bin auch noch nicht dort, wo ich hinkommen möchte – und trotzdem weiss ich – der Weg ist das Ziel.


Ich freue mich, wenn mich möglichst viele Fotobegeisterte, Glücksmomentsammler und waghalsige Träumer auf dieser Reise begleiten werden!


Nun bin ich gespannt auf eure Feedbacks - hast auch du eine ganz besondere Geschichte oder Leidenschaft? Willst du etwas loswerden? Ich freue mich auf jeden Kommentar und jede Nachricht!



Danggä vu Härze fürs’ Läse und Teilä!

 

Huufä gfreuti Momänt und alles Liäbi

Corina

 




 
 
 

9 Comments


Manu
Mar 24

Sehr schöne, sehr berührende Worte. Als wir uns kennenlernten, wusste ich gleich, dass du jemand Besonderes bist (tüüfgründig und gspürig) und ich habe deine Arbeiten während unserer gemeinsamen Ausbildung immer sehr bewundert und tue es immer noch. Freue mich immer, etwas von dir zu sehen/lesen. 😘

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Flávio
Mar 23

Ich bin absolut begeistert, es gibt keine Worte zum beschreiben wie schön und wie Mann sich fühlte bei Shooting mit dir, meine erst Shooting ist mit dir gemacht und ich konnte nür empfehlen ✨🤍

Leute sie ist unfassbar liebe und führt eus so gut das ihr einfach die Zeit konnte geniessen und sie alles so schön auf die Fotos beibringt das wann man die bildseht einfach die emotion wieder alles gespürt 🥹


Liebe Grüsse

Flavio Oliveira

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Karyna
Mar 23

Liebe Corina


Es ist eine wahre Freude, die Welt durch deine Augen und deine Fotos zu sehen, denn du fängst die erstaunliche Schönheit des Lebens perfekt ein 🤍🌿☀️ Du hast ein unglaubliches Talent, glückliche und ehrliche emotionale Momente festzuhalten. Weiter so!


Liebe Grüsse

Karyna

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Michaela
Mar 23

Mega schöni Wort. 🥰 die Lideschaft erkennt mer i dine Bilder.😘❤️

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Alex
Mar 23

Genau so schön gschribe wie dini Bilder sind🤍

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